Voest-Alpine TROSS 130

Der Schwenklader TROSS 130 wurde ab 1980 seitens VOEST-ALPINE als militärisches Universal-Feldumschlaggerät für Pionier- und Nachschubeinheiten entwickelt. Er sollte die bis dahin beim Bundesheer im Einsatz stehenden HATRA Modelle ersetzen und sowohl für den schweren Pioniereinsatz (als Radlader), als auch für den Feldumschlag schwererer Güter bei den Nachschubeinheiten (Stapler/Kran) sowie als Bergegerät einsetzbar sein. Das umfangreiche Lastenheft führte im Unterschied zu den damals bereits überwiegend gebauten Knicklenksystemen zur Weiterentwicklung des bei Alpine favorisierten Schwenkladesystems.

Schwenklader bei der Erdbewegung
Schwenklader bei der Erdbewegung

Dabei ist das Fahrzeug auf einem durchgehenden, starren Rahmen aufgebaut und verfügt über eine pendelnd aufgehängte Hinterachse mit einem maximalen Pendelausschlag von 22°. Um das Fahrzeug bei Hebearbeiten zu stabilisieren, kann dieser Ausgleich hydraulisch in jeder Position gesperrt werden.
Die Anforderungen des schweren Feldumschlages erfüllte der TROSS durch sein Schnell-Wechselsystem zwischen Ladeschaufel und Stapelgabeln. Diese Gabeln fungieren (um 180° gedreht aufgesetzt) auch als Kranarm für Hebearbeiten bis zu 6 Tonnen.

TROSS beim Zu-Wasser-Bringen eines Schubbootes
TROSS beim Zu-Wasser-Bringen eines Schubbootes

Das Fahrzeug wird von einem 160PS starken MAN D2565 5-Zylinder Turbodieselmotor über ein Lastschaltgetriebe und Drehmomentwandler angetrieben. Das Lastenheft verlangte, dass der TROSS in Straßenfahrt anderen Fahrzeugen folgen können musste, somit ist er auf eine Höchstgeschwindigkeit von 62 km/h ausgelegt, was ihn autobahntauglich macht. Die bei höherem Tempo bauartbedingt auftretenden Schwingungen werden bei Straßenfahrt durch ein Feder-Dämpfungssystem des auf Schwimmstellung gestellten Hauptarmes reduziert. Der Antrieb erfolgt permanent auf die Vorderachse, die Hinterachse kann bei Geländebetrieb zugeschaltet werden. Während im Straßenbetrieb nur die Vorderräder gelenkt werden, kann im Arbeitseinsatz auf Allrad- sowie auf Hundegang-Lenkung umgeschaltet werden. Für den Pioniereinsatz ist der TROSS am Heck mit einer hydraulischen 8-Tonnen Rotzler Seilwinde ausgerüstet. Das Fahrzeug verfügt über zwei Sitzplätze sowie ein zweites Bremspedal für den Fahrschulbetrieb.

Am 25. März 1983 erfolgte im VOEST-ALPINE Werk Zeltweg die Übergabe der ersten TROSS 130 an das Bundesheer. Im Zuge des Noricum Skandals ab Ende 1985 wurde seitens VOEST beschlossen, die Fertigung sämtlicher Militärtechnik einzustellen. Dieser Entscheidung fiel leider auch der gerade erst neu entwickelte TROSS zum Opfer. Nach der Fertigung von nur 25 Exemplaren (ein Prototyp, 24 Stück an das Bundesheer ausgeliefert), wurde die Entwicklung gestoppt. Bereits weit fortgeschrittene Verhandlungen mit Saudi-Arabien zur Lieferung von TROSS Ladern mit Mercedes-Benz Motoren wurden nicht mehr abgeschlossen (ein Hinweis darauf ist der noch im Werk Zeltweg befindliche und bereits auf Mercedes-Benz Motor umgerüstete Prototyp).

Der VOEST-ALPINE TROSS 130 markierte den Höhepunkt, jedoch auch das Ende der Schwenkladesysteme. Der generelle Trend zu Knickladern macht ihn aus heutiger Sicht zu einem „Exoten“ – insbesondere wenn man ihm heute auf der Autobahn begegnet.

Das hier gezeigte Fahrzeug wurde am 2. Dezember 1985 mit der Fahrgestellnummer 130020 typisiert und an das Bundesheer übergeben. Es tat zuletzt unter dem Kennzeichen BH-83274 Dienst bei der Pionierkompanie in Schwaz/Tirol und wurde 2008 ausgeschieden.